Lieblingsfachbuchzitat im August

„Hierin liegen die Wurzeln des Traumas. Die Entfremdung von unserem ganzheitlichen inneren Empfinden hat zur Folge, dass unsere Emotionen in der Einsamkeit umherirren, wodurch der rationale Teil unseres Geistes Phantasien schafft, die von Abgetrenntheit statt Verbundenheit geprägt sind. Diese Phantasien zwingen uns, miteinander in Wettstreit zu treten, Kriege zu führen, einander zu Misstrauen und den natürlichen Respekt vor dem Leben zu untergraben. Wenn wir unsere Verbundenheit mit allen Menschen und Dingen nicht spüren, haben wir weniger Hemmungen, Menschen und Dinge zu zerstören oder zu ignorieren. Menschen sind von Natur aus kooperativ und liebevoll. Es macht uns Freude zusammenzuarbeiten. Doch wenn die verschiedenen Teile unseres Gehirns nicht im Einklang stehen, sind wir uns dieses grundlegenden Strebens nach liebevoller Zusammenarbeit nicht bewusst.“ (Peter Levine, 1998, S. 262)

Neue Termine 2023 für das Curriculum Lernschwierigkeiten im Unterricht mit Schwerpunkt Trauma

Auch 2023 gebe ich im Zentrum für Psychotraumatologie (ZEP) in Hamburg diese wunderbare Fortbildung:

Lieblingsfachbuch-Zitat im Juni

„Wir können in hohem Maße entscheiden, ob wir der Gemeinschaft Energie zuführen oder sie dieser berauben wollen. Hingegen ist es sowohl möglich als auch wünschenswert, dass Familien und andere Gruppen der persönlichen Integrität und Verschiedenartigkeit des Individuums aufgeschlossener gegenübertreten. Wäre dies fester Bestandteil unserer Tradition, wäre ein niedriges Selbstwertgefühl heute nicht eine europäische Volkskrankheit, und wir hätten nicht diese peinlichen Schwierigkeiten damit, Menschen aus anderen Kulturkreisen in unsere Gemeinschaft zu integrieren.

Eine überkommende Wertvorstellung besagt, man müsse seine Individualität opfern, damit die Gruppe stark bleibt. Sozialpsychologische Gruppenforschung der letzten vierzig Jahre sowie die therapeutische Arbeit mit Paaren und Familien lehrt uns indes etwas anderes: Je stärker der Einzelne, desto stärker ist auch die Gruppe, der er angehört. (…) Wenn die Familie den Einzelnen stärkt, macht dieser auch die Familie stärker.“

(aus: Jesper Juul, Was Familien trägt – Werte in Erziehung und Partnerschaft. 2016)

Lieblingsfachbuch-Zitat im Februar:

„Wie können wir Regeln erkennen und sie so beeinflussen, dass die Existenz gleichwertiger, autonomer Menschen durch konsensorientierte Neuregelung ihres Zusammenlebens in Richtung von größerer Komplexität von Denken und Handeln ermöglicht wird?

Dies ist eine zentrale Frage, die uns als Praktikerinnen und Praktiker interessiert, und sie lässt sich nicht einfach beantworten. Erstens sind die meisten, gerade die leidbringenden Regeln, implizit und darum nicht leicht erkennbar, und zweitens bedeutet Erkennen nicht automatisch, daß daraus gemeinsame Orientierungen und Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden. Die einfachste und gleichzeitig therapeutisch konstruktivste Idee heißt darum: Regeln lassen sich am ehesten erkennen, wenn davon abweichendes Verhalten als Vorbote notwendiger Entwicklungen statt einseitig als zu beseitigendes Problem verstanden wird.“

Aus: Meine Liebe ist nicht deine Liebe. W. Welter-Enderlin. 2000.